ABGESANG 2021

 

 

 

ab heute Allerheiligen 01.11.  bis  allerseeligen Jahresende 31.12

Allerheiligen. Ja, die Gräber und die Begrabenen. Was sie wohl machen da unten oder da oben. Oder wo auch immer. Vielleicht sind sie ja immer noch auf der Flucht. Vielleicht stehen sie ja immer noch am Tresen bei Bischof und schütten Bier und Korn in die Leiber. Vielleicht fahren sie ja wie immer auf Kur, an die Küsten und auf die Berge, um gesund zu werden. Vielleicht bauen sie ja kaputte Fahrräder wieder zusammen und fahren einige Runden mit den Vehikeln  durch die provinziellen Drogengebiete.  Die Brüder, die Schwestern, die Cousinen, die Tanten und Onkels und die Eltern - werden wir sie jemals wiedersehen? Der kriegsversehrte einbeinige Onkel Willi  aus Sennestadt - wird er jemals wieder am Bahnsteig im Bielefelder Hauptbahnhof stehen, um seine ostpreußische Schwester und seinen um Jahre älteren Schwager, den Schneidermeister aus dem Sächsischen, auf seinen Krücken zu empfangen, um ihnen sofort mitzuteilen, dass die Frau zu Hause mit der Zubereitung von Königsberger Klopsen beschäftigt ist. Und all' die Litauer und Litauerinnen, die uns verlassen haben. Und all die fleißige bäuerliche Verwandtschaft aus der ehemaligen Grafschaft Hoya. Ernten sie wieder Roggen und Hafer, züchten sie wieder Bullen, Schweine und Hühner? Unsere viel zu früh verstorbene Organistin und Sängerin wird wohl die passenden allerheiligen Lieder und Requien haben.   

 

 Die allerersten Tage im November waren in der Vergangenheit die Tage, an denen die Amtsrichter aus den besseren Wohnvierteln und die Söhne der Schlachtermeister aus dem Niederrheinischen Geburtstag hatten. Inzwischen sind sie leider ausgestorben. Die Herren Amtsrichter luden sich, nachdem sie am Vormittag noch leichte Haftprüfungstermine hatten, bei denen manchmal mit im Richterbüro herumstehenden Blumentöpfen geschmissen wurde, und nachdem sie völlig erschöpft und hungrig dann zwei bis drei Stunden zu Mittag in der Gerichtskantine verbrachten, dann am Nachmittag zum Geburtstagfeiern selbst in die Geschäftsstellen der Vereine, in denen sie den Vorsitz hatten, zum Kaffeetrinken und  Butterkuchenessen ein. Nun soll man nicht glauben, dass die Bereitstellung des Kaffees und des Kuchens eine großzügige mitarbeiterfreundliche Aktion der Herren Amtsrichter war. Im Gegenteil - die Erwartung der Herren Juristen, dass das Fest von den Untergebenen organisiert und aus der Vereinskasse bezahlt wurde, war sehr groß. Einer der Herren konnte es regelmäßig nicht abwarten und rief von Jahr zu Jahr beim Betreten des Festsaales: "Wo ist der Butterkuchen, ich habe den ganzen Tag noch nichts zu essen bekommen". Die Damen der Verwaltung und der Buchhaltung, Hannelore und Erna, legten dann ihre weißen Schürzen an und servierten wie zu Zeiten der Hausausschusssitzungen elegant den Herrschaften echten Bohnenkaffee und fluffigen Butterkuchen, auf dem an der Oberfläche noch leichte Butterflüssigkeit schwamm. Anders allerdings verliefen die Feierlichkeiten bei den Söhnen der niederrheinischen Schlachter. Diese abgehärteten Jungs, die wussten, wie Schweine und Kühe in ihre Einzelteile zu zerteilen sind, fuhren Anfang November noch bei knapp 5° plus und bei Regen und Sturm in ihren kurzen Hosen, offenen Sandalen und Sporthemdchen auf ihren Fahrrädern durch die Pappelstraße und klingelten fröhlich. Schließlich waren sie ja Mitglieder des heimischen ADFC. Auf den Köpfen trugen sie grüne Filzhüte. Kein Wunder. Seit Jupp Beuys tragen alle Niederrheinischen Männer Filzhüte auf den Köpfen. Die Geburtstagsfeierlichkeiten mit den Schlachtersöhnen fanden dann immer hinten am See bei Lagerfeuer und Stockwurst statt, meistens bis tief in die Nacht hinein. Zu trinken gab es leckere Wurstbrühe. Gegen Erkältungskrankheiten, falls sie auftreten sollten,  so belehrten uns die Wurstsöhne, helfe das Einreiben der Brust mit Schweineschmalz. Dann Muskatnuss drauf, und schon sei gut.          

An den Novembertagen, wenn die Nachmittagssonne noch tief über den Wiesen steht und dem grasenden Milchvieh einen würdigen Glanz verleiht, sich zu einer bewegenden Trauerfeier fernab der Stadt und fernab des Gewesenen zusammenzufinden, ist wahrlich keine leichte Angelegenheit. Erschwerend noch die Anwesenheit von dem Verstorbenen nicht gewünschten Trauergästen, die dann auch noch einen besonders trauernden Eindruck hinterlassen. Davon einmal abgesehen werden dann berührende Reden von Familienangehörigen und einem engen Freund des Verstorbenen, der ihn im Hospiz die letzten Tage begleitet hat, vorgetragen. Kaffee und Kuchen aus eigener Herstellung des Trauerfestveranstalters. Die Nichtgewünschten verzehren den Großteil davon nach dem Motto: Erst fressen, dann  scheinbar trauernde Gesichtszüge mit verbrämten Lächeln aufsetzen. Nun ist er hin. Der Professor aus Hamburg, der am Totenbette des Verstorbenen tagelang stand, erzählt heitere Geschichten aus den früheren gemeinsamen Wandertagen im Harz. Dabei stellt sich dann heraus, dass die beiden Wanderer nie offizielle Unterkünfte aufsuchten, sondern als umweltbewußte Naturforscher immer in den Schutzgebieten für Fauna und Flora ihre Zelte aufschlugen. Bewegend die Worte der Schwestern aus dem Niederrheinischen. Ach, ist das nicht alles ungerecht: die Besten werden zuerst weggehauen. 

 

Eine weitere Novemberfeierlichkeit steht bevor. Ein Novemberessen mit 9 Personen. Normalerweise würde zu dieser Jahreszeit das erste Bremer Grünkohlfestessen mit allem drum und dran gereicht werden. Frischgezupfter Grünkohl, gepökeltes Schweinefleisch, speckiger Bauchspeck geräuchert und ungeräuchert, knackige Kochwurst und viel viel scharfer Senf. Von mehlig gekochten, wenn nicht sogar zerkochten Kartoffeln ganz zu schweigen.  Dazu dann reichlich Bier und Korn, am Anfang, zwischendurch mindestens 3 x, am Ende ohne Ende. Nein, dieses Ritual wird dieses Mal bei der Novemberfeierlichkeit nicht stattfinden. Stattdessen edle Feinkost mit Produkten aus den regionalen Geflügelhöfen, den Dithmarscher Gemüsefeldern, dem südlichen italienischen Mittelmeer und den Olivenhainen der mittleren Toskana bei Arezzo. Tomaten und die Variationen dürfen dabei natürlich nicht fehlen, Statt Bier und Korn wird es Wein und Wasser geben. Für die Auswahl des Weines müssen kostengünstig  die Geschäfte Marktkauf  und "Hol ab" herhalten. Amselfelder, allerdings, kommt nicht auf den Tisch. Auch kein Hullmannfelder. Die Vorbereitungen des Novemberfestes nehmen wie jedes Jahr mehrere Tage in Anspruch. Wenn alles vorbei ist, dann 1 Buddel Bier und mindestens 2 lütsche HUllis.       

Um Mitternacht ein Fläschchen Sekt zu öffnen und anzustoßen auf die restlichen Jahre, ein schönes Ritual seit Jahrzehnten. Allerdings weiß man bereits beim Korkenknallen, dass das weitere Leben in den folgenden Jahren dann nicht so sektlaunig verlaufen wird, wie gedacht und gewünscht. Der Auswärtssieg der heimischen Fußballmannschaft lässt allerdings hoffen, dass alles besser wird und entspannter. Mit der Straßenbahn in die Stadt zum Markt ist das reine Fahrvergnügen, wenn nicht unverhofft der Fahrgast hinter dir, dir in den Nacken rotzt. Und das in Zeiten der höchsten Ansteckungsgefahr. Alle notwendigen regionalen Marktprodukte für das Festmahl am folgenden Sonntag erworben. Der Geflügelbaron hatte bestellte Ware bereits in der Hand. 53. Bar bezahlt. Er: Der Kunde vor dir hat Rehrücken genommen. hatte aber nicht genügend Schrot dabei. Wildsau war beim Baron auch ausgeschildert. Bei der nächsten Familienfeierlichkeit werde ich wohl eine halbe nehmen. Wunderbare Gratulationsanrufe, E-Mails, Postings am Tage selbst mit dem Tenor: Wird schon werden, nur Mut. In der Küche die unermüdliche geliebte Geburtstagsfee, die schon alles für den Tag des familiären Festmahls vorbereitet.  Nur soll sie Muskat nicht vergessen, und auch nicht Pfeffer!   

Es geht wohl auf die Advents- und Weihnachtszeit zu. Kann nicht erst noch der Buß- Bettag und die Eröffnung der Kohl-und-Pinkel-Saison abgewartet werden? Und dann! Kann der Eismann nicht bis dahin warten mit der Aufstellung von Elektrotannenbäumen und Elektroschneemännern. Weshalb schenkt er noch vor Herannahen des Hochwassers so genannten Glühwein aus, statt mit dem Stapeln von Sandsäcken zur Deichsicherung beizutragen? Weshalb werden in den Buntentorschen Familien bereits weit vor Weihnachten Gänsekeulen zuerst weichgekocht, um sie dann nach 45 Minuten aus der Badewanne zu befreien, um sie dann in den  200° heißen Backofen zu schieben. Es muss die Hölle sein für die Schenkelchen. Zuerst heiß baden, dann ins Feuer. Auf jeden Fall muss es den Gästen wohl geschmeckt haben, denn nach dem Verzehr der Schenkelchen zogen sie friedlich frühzeitig  im Gänsemarsch von dannen. Nebenbei bemerkt: Es wurden auch wieder wunderschöne Geschenke ausgetauscht im Buntentorschen Hause. Sogar lange Unterhosen waren dabei.   

 

Kraniche. Mit lautem Schreien überfliegen sie jetzt wieder in geordneten Formationen die Seen und die Landschaften gen Süden. Herrlich anzuschauen die großen Vögel von unten nach oben. Ist nur zu hoffen, dass sie nicht in den Flugverkehr über dem naheliegenden Flughafen geraten. Aber, keine Sorge, da ist ja meistens sowieso kein Flugbetrieb - vielleicht einmal ein bis zwei Maschinen pro Tag. Novembermontage. Sie sind die unschönsten Montage von allen Montagen im Jahr. Nicht einmal die sonstigen Hunde laufen mit ihren Herrchen und Frauchen auf dem Deich entlang. Der Fahrradverkehr scheint eingestellt zu sein. Auch der Deichhauptmann auf seinem Schimmel reitet keine Kontrolle. Sie haben alle keinen Bock rauszukommen bei diesem kalten und regnerischen Novembermontag. Allerdings stehen einige Unentwegte bereits früh vor der Tür des Glühweinmannes, eigentlich Eismannes, um die winterlichen und vorweihnachtlichen Gefühle mit heißem Wasser, Zucker und ein wenig Billigrotwein  zu unterstützen. Als Musik dazu spielt er, der Glühweinwinzer, dann immer laut vernehmlich für alle, auch für die Nichtglühweintrinker, Deutsche Schlager. Am nahenden Buß- und Bettag wird er dafür hoffentlich von der Evangelischen Geistlichkeit zur Verantwortung gezogen. 

 

Nachdenken über den 9.November 1938. Die Mutter, geb.1922, war zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt. Der Vater, geb. 1908, war zu dem Zeitpunkt 30 Jahre alt. Sie waren also schon so gereift, dass sie die furchtbaren Ereignisse hätten wahrnehmen können. Auch wenn sie zu dem Zeitpunkt im tiefsten Ostpreußen und im elbsandsteinigsten Sachsen lebten. Was haben sie wahrgenommen, was haben sie empfunden? Oder waren sie gar beteiligt als BDM-Mädchen und als Angehöriger der nationalsozialistischen Wehrmacht? Man hat es nie erfahren. Darüber wurde nicht gesprochen. Es wurde quasi totgeschwiegen. Aus Verdrängung? Aus Scham? Wahrscheinlich. Wir können sie nicht mehr fragen.

 

Der Briefkasten. Endstation für meistens angenehme Nachrichten und manchmal auch für unangenehme Nachrichten. Dieses Mal unangenehm. Nein, kein Drohbrief, kein Kirchengemeindeblatt, kein anonymes beleidigendes perverses Schreiben, auch kein Inkassoschreiben mit Fristsetzung - nein, schlicht und einfach der ekelhafte fehlerhafte Einkommenssteuerbescheid für das Abrechnungsjahr 2020 des Finanzamtes. Steigerung der Nachforderung gegenüber dem Vorjahr um ca. 500 Euro. Obwohl gegenüber dem Vorjahr keinerlei gravierende Finanzstatusveränderungen anzuzeigen waren - bis auf diese lächerlichen marginalen Rentenerhöhungen um wenige Cents. Der Versuch, eine sofortige telefonische Klärung der Angelegenheit mit dem entsprechenden Amt herbeizuführen, endet dann meistens, wie in diesem Falle auch, mit der Aussage des Inspektorenanwärtes im 2.Jahr: "Tut mir leid, das weiß ich auch nicht - da kann ich auch nichts machen. Nutzen Sie Ihre schriftlichen Widerspruchsmöglichkeiten. Aber bitte fristgerecht. Sonst Strafgeld". Das Deutsche Einkommenssteuerabrechnungssystem ist einfach einmalig! Zur Strafe dafür vernichtet die Deutsche FussballMannschaft die Mannschaft des steuerfreien Fürstentums Lichtenstein brutal. Peer Steinbrück muss mit seiner Kavallerie gar nicht mehr groß einreiten. Es sei denn, in die Amtsstuben der Deutschen Finanzbehörden. 

 

Eine Absage der Teilnahme an der Geburtstagsfeier eines alten Schulkameraden fällt nicht leicht. Zumal, wenn es sich um die Feier des ewig Klassenbesten handelt. Ewig Klassenbester - in jeder Hinsicht. Das sollte sich dann auch später nach dem mühsamen Erlangen der Mittleren Reife darstellen. Während die "Mittelschüler" sich mit Ausbildungsstellen bei den Malermeistern, beim Einzelhandel, bei der Straßenbahn und bei der Stadtverwaltung zufrieden geben mussten, starteten die Klassenbesten immer sofort mit steilen beruflichen Karrieresprüngen von Internationalen Speditionsklitschen in die Oberen Etagen des Deutschen Spar- und Kreditwesens. Auch gehen ja im Laufe der Jahre die Erinnerungen an die gemeinsamen herrlichen Zeiten in der Evangelischen Jugend verloren. Wer weiß denn heute noch, was damals im ersten gemeinsamen Urlaub in Cuxhaven-Groden alles passierte. Wer erinnert sich denn noch daran, dass ein Teilnehmer dieser Urlaubsexkursion, ein Kanonier der Deutschen Bundeswehr, im Cuxhavener Marinehospital ambulant an sehr privaten Körperstellen behandelt werden musste? In dem Hospital, in dem bereits vor langer Zeit der Matrose Ringelnatz seinen alkoholbedingten Verletzungen fast erlegen war. Ach, was käme sonst noch alles zur Sprache? Sind die sozialdemokratischen Laufbahnen und Karrieren tatsächlich von öffentlichem Interesse? 

 

 Wegen unschöner Situationen den Tag über hören wir uns am Abend zur Beruhigung und  zur Kompensation gerne auch einmal im Radio Gesänge von Rudolf Schock an. Er war bei aller Operette, die er gerne sang, ein guter Tenor auch im Fach der Opernarien. Schon so manche Eltern, geboren in den 20er Jahren, schmolzen bei Rudolf Schock, der ja später auch in den ersten Schwarz-Weiß-Sendungen des neuen Deutschen Fernsehens auftrat, nur so dahin. Einige Mütter, die noch in Ostpreußen oder im Niedersächsischen das Licht der Welt erblickten, ließen sich sogar zu der Äußerung hinreißen, dass Schock nach Fischer-Diskau  der zweitbeste Sänger aller Zeiten sei. Auch schwärmten sie von Jan Kipura. Schock hin, Fischer-Diskau her und Kipura sowieso - das wird alles die Kontroversen in den Küchen über die fachgerechte Zubereitung dieses furchtbaren grünen Blattgemüses nicht verändern. Die unschönen Situationen in den Küchen der Norddeutschen Häuser im Hinblick auf die Zubereitung des Grünen Blattgemüses können doch eigentlich nur verhindert werden durch das häufigere Zeigen von Tanzsportwettbewerben in den Öffentlichen Medien. Latein und Standard.

Grün-Gold Bremen  oder TSG Bremerhaven.

 

Wegen ständiger Beineskälte in dicke Decken gehüllt. Novembernebel und Novemberfinsternis legen sich auf die müden Knochen. In den kalten Wohnungen wird vergeblich nach Wärmequellen gesucht. Lagerfeuer wie in den Grenzgebieten dürfen ja laut der Mietverträge nicht entzündet werden, Torf- und Kohleöfen stehen nicht mehr in den Küchen, offene Kamine sind nicht eingebaut. Also, was machen, wenn die modernen Fußbodenheizungen am Fußboden bleiben und die frierenden Körper älterer Menschen oberhalb nicht erreichen? Als Ratschläge wurden unter anderen genannt: Warme Gedanken machen, stundenlanges Spazierengehen an der frischen kalten Luft, Wärmeenergiezufuhr durch ununterbrochenes Essen heißen Grünkohls mit Pinkel. Das solle sich dann, so die Ratgeber, im Endeffekt bei der jährlichen Nebenkostenabrechnung bemerkbar machen. Statt Unsummen Nachzahlungsforderungen würden dann fröhliche Summen der Erstattung in den Briefen der Hausverwaltungen erscheinen. Apropos Kälte. Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Deutschen Bundestag. Sehr gute Rede des Bundespräsidenten. Berührendes Lied von Reinhold Beckmann, dem zeitweiligen Weggefährten in den 70er Jahren im Jugendhof Steinkimmen.

Gedanken an den verstorbenen Bruder Herbert, der auch ein Kriegsopfer war. Geboren 1944 in Ostpreußen, auf der Flucht 44/45 als Baby an Eis, Schnee und bitterer Kälte auf dem Fluchtweg schwer an der Lunge erkrankt. Bis 1963 ständig in Kureinrichtungen und Heilanstalten. Dann 1963 mit 19 Jahren gestorben 

 

 Nach der Grippeschutzimpfung soll man, so der Arzt, ein bis zwei Tage ziemlich daneben hängen. So ist es dann auch eingetreten: mehrmalige Zusammenstöße mit den Kleiderschränken, falsche Tonnenzuteilung der Abfallbeutel bei der Mülltrennung, mehrere Stunden Mittagsschlaf, nach dem Erwachen Frühstücksvorbereitungen und Stullen schmieren für die Arbeit, die es schon lange Zeit nicht mehr gibt...usw.usw. Dann Nägel mit Köpfen: wegen der Kälte in den modernen Wohnungen mit Fußbodenheizung, besonders hinten in den Schreibstuben, moderne energiesparende Heizlüfter bestellt. Rowenta. Im Hinblick auf den kommenden Buß- und Bettag schon einmal die Sündenregister zusammengestellt. Es sind dann einmal wieder lange Listen geworden. Es kommen vor: unkontrollierte Wutausbrüche, unverzeihliche Kochpannen, eskalierende Ehekonflikte nach 52 Jahren, unbeherrschte Teilnahme am Leihautoverkehr und unnütze demoralisierende schlaflose Erinnerungsmarter an die früheren beruflichen Zeiten. Auch steht auf den Liste drauf, dass in überflüssiger Weise gegen die Werte und Normen der christlichen Kirchen verstoßen wurde, und dass die im Vorjahr artikulierten Vorsätze, nie wieder etwas Antichristliches und Antikirchliches zu sagen und zu schreiben, nicht eingehalten wurden. Der Herr möge allen Sündern und Sünderinnen verzeihen!  Er kann auch gerne mit Blitz und Donner antworten. Das trifft uns nicht in den modernen Häusern mit Blitzableitern und Fahrstühlen bis in die Höllen ganz unten.    

 

Kommen wir zur Glühweinsaison. Die Crêpes-Bude ist schon vor Tagen abgebaut worden. Es würde interessieren, wo sie jetzt ihren Standort hat. Es ist dem Ehepaar, das die Bude betreibt, wahrscheinlich Rentner im Nebenverdienst, zu wünschen, dass sie einen anderen Platz gefunden haben. Einen winterfesten. Und der Mann? Er darf ja aus Platzmangel nicht mit hinein in die Bude. Bei verträglichem Wetter saß er jetzt immer auf einem Außenstuhl an einem Außentisch hinter der Bude und rauchte und fütterte die Enten, die vom See über den Deich herüber kamen, um mit den Teigresten der Flinsen versorgt zu werden. Wo wird er jetzt sitzen und warten bis Kassenschluss bei der herannahenden November-Arscheskälte? Hat er in seinem Transportfahrzeug Standheizung? Dann könnte er sich mit der Bild-Zeitung dort den ganzen Tag über aufhalten, was aber wohl auch sehr langweilig ist. Hat er aber wahrscheinlich nicht in der antiken Karosse. Armes Schwein. Wären sie hiergeblieben mit ihrem lustigen Stand, dann könnte er rüber gehen in die Glühweinstube des Eismachers, der fiffigerweise  kundenorientiert entsprechend der kalten Jahreszeit umgestellt hat auf erhitzten Billigrotwein der Marke Dornfelder, kann auch Amselfelder sein, mit viel Zucker drin und Gewürzen im Teebeutel. Hier könnte er sich zumindest aufwärmen. Allerdings sollte er dann besser auf den Verzehr des Heißgetränkes verzichten, um am Abend nach Schließung der Crêpes-Bude zusammen mit der Buden-Mutti in seinem Antikfahrzeug heil nach Hause zu kommen, wo immer das sein mag. Der Glühweinmann pustet indes noch einmal Herbstlaub von seinem Areal an die Straßenbahnhaltestelle, löscht die Glühwein-Weihnachtslampen, greift grinsend in die Kasse, fährt auch nach Hause und macht sich dort mit einer schönen Flasche echten Rotweins einen gemütlichen Abend. 

 

Dänemark im Fernsehen. Die Inseln. Der Limfjord. Gedanken an die ersten Urlaube im Leben überhaupt. Gedanken an diesen Fischer am Limfjord, bei dem man ein Zimmer hatte, und der täglich hinausfuhr zum Fischen - und der täglich Fische vom Fischen in der Frühe mit in die Fischerei brachte, es waren überwiegend Aale. Und der die Aale dann nach Ende der Fischerei für seine Gäste zubereitete als Brataale . Dabei konnte er nicht umhin, den Gästen zu beweisen, dass der Brataal auch in der Bratpfanne noch lange nicht besiegt ist und weiter um sein Überleben zuckt. Einer sprang direkt noch raus aus der Bratpfanne. Er wollte sich retten in den Limfjord, obwohl er bereits eingebuttert und eingesalzen und eingepfeffert war. Eine wunderbare Seenlandschaft zwischen Nordsee und Ostsee. Entstanden aus einer Überschwemmungskatastrohe vor Jahrhunderten, als die Dänen und die Wikinger noch nicht wussten, dass es Unsinn ist, zum Küstenschutz Bäume auf die Befestigungen und Deiche zu pflanzen. Auch die Bilder von den Dänischen Inseln Römö, Möllörcö und Fönö beeindruckend.  Wunderbar geeignet für Wassersport. Dabei ist immer zu beachten, dass man nicht zu weit herauspaddelt mit dem  gelben Falt-Klepper-Doppel-Kanu. Es können dort gefährliche Winde und hohe Wellen aufkommen, die die Paddelköppe in Seenot bringen können, um dann von seetüchtigen Seglern gerettet zu werden.      
Leider wurde auch nicht darüber berichtet, dass sich im Oktober 2003 ein

Jugendhilfevereinsgeschäftsführer aus Bremen auf der Insel Fönö in einer beruflich psychischen Ausnahmesituation befand, und der sich nach dem Verzehr von dänischem panierten Bratfisch und dem Einwurf von  mindestens 9 Aalborgern fischtot zum Vergnügen aller Habenhauser unterm Dänischen Ferienhaustisch wiederfand. Heutzutage nehmen sie ihm die Aktion übel und nehmen ihn niemals im Leben wieder mit auf eine Dänische Insel - schon gar nicht aufs Dänische Festland beim Besuch der Dänischen Königin.              

Das Rowenta Heizluftgerät. mit dem man an heißen Tagen im Hochsommer, Klimawandel, auch kühlen kann, ist eingetroffen. Sofort ausprobiert und für gut befunden. Aber wahrscheinlich ein echter Stromfresser. Wir denken jetzt bereits mit Schrecken an die Nebenkostenabrechnung. Aber, was soll man machen, wenn man in einer Neubauwohnung mit allem Schnickschnack ständig kalte Füße und Kniee hat? Mal schauen, wie wir über den Winter kommen. Verglichen mit dem Kälteschicksal der Menschen an der Polnisch-Belarussischen Grenze haben wir es ja immerhin noch relativ gut getroffen! Dann diese Horrorbotschaften über den Trainer des Bremer Fußballvereins der 2.Liga. Es ist zwar nur Fussball. Aber schließlich gibt es dort nicht nur Bälle und Eckfahnen und Torpfosten, sondern auch Menschen, die hinter dem ganzen Geschehen auf dem Platz stehen. Wenn diese Menschen sich allerdings so dumm verhalten wie Vollpfosten und Eckfahnen, dann muss abgepfiffen werden. Es wird wohl nicht der letzte Skandal im Zusammenhang von Sport und Corona bleiben. Die Wintersportsaison beginnt - mal schauen, was dort alles auf die Spritze getrieben wird.  

 

Heute. Totensonntag. Die Nase wieder einmal an die frische sonnige Luft gehalten. Im gesamten Buntentor einen Briefkasten gesucht, in den hinein wir den Brief an das Finanzamt in dieser rentnerunfreundlichen Steuerangelegenheit einwerfen konnten. Letztlich einen versteckten an der Ecke Geschworenenweg / Buntentorsteinweg entdeckt. Ihr glaubt doch nicht etwa, dass es einen Briefkasten vor der neueingerichteten Poststelle kurz hinter Rossmann, von der Stadt aus gesehen, gibt. Ab Haltestelle Rot-Kreuz-Krankenhaus dann noch eine Straßenbahnfahrt in die Stadt. Tote Hose. Da hätten wir besser gleich ins Krankenhaus gehen sollen.  Apropos Krankenhaus - am Nachmittag fand ein weiteres unangenehmes . Telefongespräch mit einem Impfverweigerer statt. Ergebnis: es hat keinen Zweck, es macht keinen Sinn. Es wurde dem Anthroposophen deutlich gemacht, dass weitere Besuchskontakte vorläufig nicht gewünscht sind. Schade nur, dass es sich um Verwandtschaft handelt. 

 

 Seit gestern sonnige Novembertage. Jetzt stundenlang in der prallen tiefstehenden Sonne stehen in dicker Winterbekleidung und noch einmal Vitamine tanken, bevor dieses fettlastige und zuckermonströse Advent und Weihnachten kommt. Trotzdem irgendwie getrübte Gesamtstimmung, weil einige positive  gewachsene familiäre Strukturen der letzten Jahre sich in Krisen befinden. Das hängt nicht nur, damit aber auch, mit der weltweiten Seuche zusammen. Alle solidarischen demokratischen und menschlichen Werte scheinen auf der Kippe zu stehen. Geschwisterliches Auseinanderleben, nachbarschaftliches Nichtkommunizieren, innereheliche Konflikte, Skandale im gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Umfeld  - ja sogar Küchenschlachten in den Bürgerlichen Küchen. Wohin soll das Ganze führen? Zumindest die Kältezufuhren in die Wohnung ein wenig eingedämmt. Vielleicht lag es ja auch daran - an der Kälte in der Wohnung?       

Jetzt ist ja wohl bald die burleske Kölner Karnevalsveranstaltung beendet. Zu hoffen ist auch, dass die Ottersberger ihre esoterischen antroposophischen Haltungen gegenüber der Corona-Seuchenbekämpfung ablegen und sich schnellstens auf den Weg zum Impfzentrum nach Verden begeben, oder da hin, wo auch immer im Landkreis geimpft wird. Die Impfpflicht wird ja wohl kommen - und das ist auch gut so. Es kann nicht sein in so einer nationalen Ausnahmesituation, dass große Gruppen von Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit ihrer Verweigerungshaltung gegenüber notwendigen staatlichen Seuchenbekämpfungsmaßnahmen sich auf ihre persönliche Freiheit zu Ungunsten der Gesamtbevölkerung reduzieren. Sie werden die Schuld an der Katastrophe, wenn sie denn tatsächlich eintreten sollte, auf sich geladen haben. Zu hoffen bleibt wirklich, dass sie, die Ottersberger und Ottersbergerinnen, von ihren esoterischen Mythenpyramiden herabsteigen und einmal den realen gesellschaftlichen Wirklichkeiten in die Augen schauen. Sie können doch so schön Klavier und Gitarre spielen, und so fachkundig Kartoffeln, Kürbisse, Tomaten und Obst anbauen. Soll das alles verenden? 

Die neue Regierung steht. Verheißungsvolles Koalitionsprogramm. Es sieht alles nach eitel Sonnenschein aus zwischen den Ampel-Parteien. Wir allerdings möchten wetten, dass spätestens nach den Heiligen Drei Königen im Jahre 22 die ersten Königsmordversuche stattfinden werden. Egal, ein neuer Anfang. Hoffentlich nicht früh vom Ende wie im Fussball. Die Corona-Lage beängstigt immer mehr. Wir werden in nächster Zeit wohl überwiegend das Haus nicht verlassen, es sei denn zum Müllrausbringen. Vielleicht kommen wir ja schon bald dran im ehemaligen Sparkassengebäude. Da, wo wir früher einmal unsere miesen Kontoauszüge angeholt haben. Jetzt kommen sie ja digital. 

 

Zahlemann und Söhne. Lehrreiches Telefongespräch mit einem höheren Beamten der Finanzverwaltung über Zahlen oder Nichtzahlen. Ergebnis: Zahlen. Gut, dass man einmal darüber gesprochen hat. Es führt wohl kein Weg daran vorbei. Man muss zahlen. Dabei zeigte der Höhere Beamte noch menschliche Seiten. Er betonte, dass er das alles auch von der menschlichen Seite immer betrachte, er aber nichts machen könne...die Gesetze, die Gesetze...die Steuerverordnungen, die Vorschriften.  Alle Widersprüche und Einsprüche haben wieder einmal keinen Erfolg. Es ist so wie es ist. Nützt ja nichts. Muss. 750. Und das kurz vor dem Feste. Wird wohl nichts mit großem Weihnachtsmenu. Schmalhans Küchenmeister ist gefordert. 

Schnee und Graupel sind bereit im Anmarsch. Es soll wohl Winter werden. Die Kinder rufen noch einmal an und fragen, ob wir denn vorbereitet seien auf die kalte Jahreszeit. Ob wir genügend Decken zum Wärmen der Arme und der Beine zur Verfügung hätten, ob wir für die Füße genügend  dicke Wollsocken gestrickt hätten , und Schals für den Hals.  Auch fragen sie an, ob wir denn noch genügend Briketts und Eierkohlen zum Heizen im Keller hätten. Oder ob wir inzwischen umgestellt hätten auf Öl oder Gas? Rührend. Vor dem Schnee noch einmal eine Rundfahrt mit dem Leihwagen ohne Winterreifen durch das Lebensquartier. Dahin, dorthin. In der neuen Post 80er Briefmarken erstanden. Eine davon sofort vor den Augen der Postbediensteten auf den mitgebrachten Brief an die Finanzverwaltungsbehörde geklebt.  Wieviel denn zu erwarten sei an Steuererstattungen, so die neugierige Christel von der Post. Mindestens, wenn nicht mehr! So, wie der Sächsische Schneider immer antwortete auf Fragen nach seinem ärmlichen Wohlstand.      

 

Die Balkone leuchten. Advent. Die Kinder kommen in die Küchen der Mütter. Sie sitzen brav am Tisch wie früher und essen Gulasch a la Ina, geplatzte Paprika, gedünsteten Spitzkohl mit Kümmel und Italienische Ravioli gefüllt mit Bolognesehäufchen  und Parmesello. Nette Gespräche über die Ereignisse der letzten Tage. Im Mittelpunkt leider immer wieder diese furchtbare Seuche. Am Abend alle erwartungsvollen Blicke nach Schleswig-Holstein gerichtet. Das war wohl nix! Besonderer Ärger über die unqualifizierte Art und Weise, wie Fernsehsender, für die man auch noch Extrageld zahlt, Fußballereignisse von unqualifizierten Kommentatoren zerreden, verquasseln lassen. Schlimm! Ansonsten den 1.Advent als "Drinnis" verbracht, ohne Nordmanntannenkranz, ohne 1.Kerze, ohne Spekulatius - auch Glühwein rot oder weiß kam nicht in die Tassen. Irgendwie hat aber nichts gefehlt. Jetzt wieder wunderbarer Wintersport im Fernsehen: Springen, Laufen, Schießen, Rodeln, Abfahren, Schneeballwerfen und Schneemannbauen. Auch Curling, unsere Lieblingswintersportart. Den  neu installierten  DVD-Player aktiviert. Auch wunderbar. Wenzel. Mariza (nicht Maria), Händel. Läuft! 

 

 Denken wir doch einfach an die letzten Novembertage und die ersten Dezembertage im Jahre 2003. Dagegen sind doch diese frostigen, feuchten und grauen letzten Novembertage, die wir gerade jetzt über uns ergehen lassen müssen, gar nichts. Stehen etwa unsere beruflichen Existenzen auf dem Spiel? Nein, kommt ja gar nicht mehr in Frage, da wir uns längst verabschiedet haben aus der beruflichen Wildnis. Gehen etwa unsere vielfältigen gewachsenen menschlichen Kontakte vor die Hunde? Nein, wir haben ja keine mehr! Zuletzt noch die Brüche mit den verbliebenen noch lebenden Geschwistern. Stehen uns etwa fremde Personen im Hause herum, die den gerichtlichen Auftrag haben, unsere Schritte und Wege zu kontrollieren und zu bestimmen? Nein, jedenfalls sehen wir sie nicht verkörpert. Vielleicht agieren sie ja im Verborgenen und lassen uns nur noch alt und langsam aussehen auf den Wegen, die noch zu gehen sind. Sind wir noch selbstbestimmt, oder haben wir längst, ohne es zu merken, die Löffel an die Nachfolgenden abgegeben? Und dann diese Seuche! Zu allem Überfluss! Wir haben doch bereits zu kämpfen, die letzten Jahre anständig über die Runden zu schaukeln. Warum noch dieses unsinnige Welttheater. Dann sagen auch noch einige Ignoranten und Dummköpfe, dass das alles nicht wahr sei, und dass es das alles in Wahrheit gar nicht gäbe. Ist dass alles , wie Wenzel so schön singt, wirklich die Zeit der Irren und Idioten? 

Post von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. DGzRS. Dankesschreiben für den unermüdlichen Einsatz in den letzten zwei Jahren auf dem Werdersee hier im Buntentor. Als Geschenke waren eingepackt: ein Viermonatskalender für das Jahr 2022 und ein schöner langer schwarzer Schal mit dem eingebrannten Zeichen der DGzRS. Und eine Ehrenanstecknadel. Auch wurde hervorgehoben in dem Anschreiben, dass meine Verdienste um die Beschreibungen der Ereignisse auf dem Deich, an der Haltestelle und auf dem Parkplatz nicht hoch genug eingeschätzt werden könnten. Weiter wird geschrieben, dass sie auch gerne eine Schiffermütze mit dem DGzRS-Zeichen mitgeschickt hätten, was aber wegen der derzeitigen unberechenbaren Seuchenzeiten und der damit verbundenen Engpässe in der Schiffermützenproduktion unmöglich sei. Auch für die Gattin hätte etwas beigepackt werden sollen. Leider habe der Paddelkopp im Versandlager die Pakete vertauscht. So geht die große  Meerwasser-Ozon-Duftkerze nunmehr nach Unna in Westfalen.     

 

Norddeutscher Sturm. Im Pflanzenhof wird alles durcheinander gewirbelt. Der Pflanzenhofchef warnt vor dem Parken unterhalb der tausendjährigen Trauerweide. Das alles wegen zwei Zweigen Nordmann-Tannengrün, die sich später zwischen den Pflanzenarragements auf der winterlichen Terrasse wiederfinden sollen. Sonst nichts - keine Lichterketten, keine einsteigenden Weihnachtsmänner, keine Elektrohirsche. Nur oben ein Roter Stern, knapp darunter ein herrlich vorweihnachtlich luminifizierter Balkon. Die an die Straße gestellten Bio-Mülltonnen fliegen bei dem Orkan durch die Lüfte. Sie entleeren sich auf der Straße von selbst, die Straßenbahn muss klingeln. Neugierige Nachbarinnen und Nachbarn sammeln Herausgeflogenes von der Straße auf, um zu überprüfen, was es denn Gesundes und Ungesundenes in den nachbarschaftlichen Küchen so zu Abend gab. Eine Nachbarin hielt eine verdorbene Fenchelknolle in die Höhe und rief empört: "So weit ist es schon gekommen mit diesem ganzen Vegankram!" Ein anderer Nachbar rief nach dem Durchwühlen der umgestürzten Bio-Tonne, die sturmbedingt auf den Schienen lag: "Where's  the Beef?" 

 

Neue Corona-Bestimmungen. Abschied von der Kanzlerin mit Militärmusik. Schweinebraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen. Autobahnraststättenessen. Allerdings mit leckerer Trockenpflaumensoße.  Vorzeitige Rückkehr der Dänemarkreisenden wegen Mäusen in der Dänischen Unterkunft. Erster Schnee. Kalte Wohnung. Rowenta. Versuche mit der speziellen Haustechnik klarzukommen gescheitert. Bedienungsanleitungen in Minischrift und seitenlang. Kann doch kein Schweinebraten lesen, geschweige denn praktisch umsetzen. Hoffentlich ist bald Frühling. Erfreulich die Olivenöllieferung aus dem fernen griechischen Wilstedt. Die Verabredungen für ein Weihnachts-Familienessen am 25.12. in kleiner Runde sind bereits getroffen. Wir wollen guten edlen weißen Wein dazu liefern. Nicht so'ne schweinische Pälzische Pisse. Auch keinen Gänsewein. Eher etwas von der Steillage, von der der Winzer zu Tale kalabumste ohne Verlust der Geschmacksnerven. Er soff unten sofort einen Gutedlen.

 

Ach, dieses verfluchte Fußballspiel. Dann auch noch als Liveübertragung im Fernsehen. Heute wieder einmal mit einem positiven Ergebnis. Und schon wird auf den Rängen gesungen: oh, wie ist das schön! Musikalische Massenkultur, dominiert von Ostfriesischen Gesangskünstlern.  Sie haben ja sonst nichts. Nun gut -,  Blau-Weiß Lohne, SV Meppen, Kickers Emden, TSV Langeoog, MTV Helgoland - alles schön und gut, aber eben nur unterklassig. Während die Heimmannschaft ja immerhin in der 2.Liga spielt. Entlastung der Nerven: Werder-Wismut 4:0

 

Jetzt noch diese verflixte Advents- und Weihnachtszeit. Dann, so jedenfalls die Zukunftsplanungen, soll sich vieles ändern im persönlichen Social-Media-Bereich. Und nicht nur da. Auch der gesamte persönliche Lebensrhythmus wird sich wohl verändern müssen. Noch einmal raus, wie früher. Es müssen ja keine endlosen Wanderungen rund um den Werdersee sein, und auch keine anstrengenden Touren die Harzer Berge hoch. Nein, einfach nur flachläufig durch den Bürgerpark - oder kulturbeflissen mit gespreiztem kleinen Randfingern in die Oper oder ins Ballett - in den Pausen dann überteuerten Prosecco schlürfen; oder einfach nur in einen billiggemachten Film in einem verschlissenen abgenutzten Kino rumhängen, Eimer Popcorn inklusive. Oder einfach einmal wieder in den Bremer Ratskeller herrliche Weine saufen. Keine Glühweine, echte Weine ohne Zucker und Nelken. Eine Fernreise in warme Gefilde mit Meeresbrandung sollte auch nicht schaden , sofern das Geld zur Verfügung steht. Mindestens 4  Anwendungen pro Tag. Beine, Hüften, Herzen, Köpfe. Abends sind dann die Lebern dran.. Na ja, es sind ja noch ein paar Tage hin bis Jahresende. Vorher noch Nikolaus, Jürgen, Gänsebrust und Roman. Das geplante nachbarschaftliche Glühweinbesäufnis in der eiskalten Fahrradgarage fällt zum Gefallen aller von urologischen Problemen betroffener alter Männer zum Glück aus. Man hätte sie ja ohnehin nicht in der Fahrradhalle gesehen wegen ständigen Laufens. Prost!          

 

 


fünfunddreißig

Die Termine für die Ergänzungs-Impfungen in der kommenden Woche per E-Mail klargemacht. Gut digital organisiert vom Bremer Impfzentrum. Wir werden wohl mit dem Cambio-Fahrzeug direkt vorfahren vor der Impfhalle. Es ist in Bremen alles verhältnismäßig einfach dank eines professionellen Impfmanagementes. Bedauerlich allerdings die Berichte aus vielen anderen Regionen Deutschlands - da ist wohl eher von Missmanagement auszugehen. Die Staats- und Behördenverdrossenheit kann bei diesen Pech- und Pleitendokumentationen gut nachvollzogen werden. Trotzdem kein Grund zur Impfverweigerung. Auch im familiären Bereich verbale Konflikte mit Impfverweigerungshanseln- Temporäre Sprachlosigkeit, die hoffentlich in nächster Zeit ihr vernünftiges Ende findet. Ansonsten Fernsehsport bis zum Notruf 112. Dort dann allerdings die Ansage: Da haben wir keine Kapazitäten für, da können wir auch nichts machen! Was war denn da in Mönchengladbach los? Der Alemannische Sex? Streich grinst dazu und verordnet für 2.Hälfte Enthaltsamkeit.   

 

 sechsunddreißig

Nikolaustag. Die Schuhe wie jedes Jahr wieder leer. Immer wieder das untrügerische Zeichen dafür, dass irgend etwas schief gelaufen ist, und dass auf der Artigkeitsskala von 1 - 100 wieder nur die 4 aufleuchtet. Kein Grund also für den Niko sich auf den Weg ins Buntentor zu machen. Weshalb nur die 4? War denn was, was dem Heiligen nicht gefiel. Zu wenig in die Kirche gelaufen? Den Pastor etwa nicht gegrüßt? Der randalierenden besoffenen und bekifften Jugend auf den Parkplätzen, an den Haltestellen und auf den Deichen zu wenig Freiraum zur Entfaltung gelassen? Oder gab es innerfamiliäre Vorfälle, die den Heiligen veranlassten unsere vor die Tür gestellten ungeputzten Stiefel nicht zu füllen mit Schokoladenlabsal und Citrusfrüchten. Kein Weihnachtskeks im Stiefel, kein Flachmann. Nix. Na ja, in der nächsten Nikolaus- und Weihnachtsmannperiode soll ja wieder alles besser werden. Dann wohl auch wieder zuckriger Glühwein und heißer Punsch im eiskalten freigeräumten Fahrradschuppen.

 

 siebenunddreißig

Morgen dann die 3.Impfung. Hoffnung, dass bald alles vorbei ist. Eine Gedankenfindung und ein Sprachgebrauch ohne Einbeziehung der Pest scheint schon gar nicht mehr möglich.  Am Abend die Texte des vorläufig vergangenen halben Jahres ausgedruckt. Der Rest folgt dann zum Jahresende. Abgesang. Dann soll etwas Anderes kommen. Weiß der Teufel was. Vielleicht ja Wärmeres? Vielleicht ja noch einmal etwas Heiteres? Es muss ja nicht Glühweinstand sein!  

 

achtunddreißig - dreiundvierzig

Herzinfarkt - Aufenthalt in einem örtlichen Krankenhaus mit selbständiger Entlassung
ErlebnisTexte folgen in Kürze

" Sie stehen kurz vor dem Tod bei Ihren atemlosen Sauerstoffsättigungen" oder so ähnlich