Neue Rubrik:

im letzten Quartal 2025 
die wöchentliche

uninteressante &  lächerliche

 

 

upzecke

 

die alterszittrige ullipelzische Befindlichkeitsecke 

Aktuelle Persönliche Informationen über meinen Ist-Zustand für meine europaweit verstreute Verwandtschaft. Für meine Schwestern und Brüder, für meine Schwager und Schwägerinnen, für meine Söhne und Schwiegertöchter, für meine Enkeltochter, für meine Nichten und Neffen, für meine Tanten und Onkels, sowie für das gesamte "Gefichel" (ostpreußischer Ausdruck für Verwandtschaft) im Ruhrgebiet, in England und in Sachsen. Selbstverständlich auch für alle, die weder verwandt noch verschwägert mit mir sind.  

 

upzecke 

 

eck-Nr. 1

5.10.25

 

Herrlich. Goldener Oktober. Wie früher zu Wanderzeiten im Harz. Goslar, Rammelsberg, Schalke, Clausthal-Zellerfeld, Riefensbeek-Kammschlacken, Hanskühnenburg, Braunlage, Hohe Geiß und andere Ziele, Sorge und Elend. War das schön. Allein wie Wanderführer Michael mit offener Flamme des Kochers im Hotelzimmer Tee zubereitete. Oder wie er beim Aufstieg zur Hanskühnenburg den übergewichtigen Wanderkollegen einfach stehen ließ, um oben als Erster anzukommen, und um die Erbsensuppe mit Einlage wegzufressen. Schade, würde gerne noch einmal los. Wird wohl nichts von. Die Beine machen nicht mehr mit. Jetzt wohl eher mit dem Finger auf der abgewetzten Harz-Wanderkarte. Vielleicht noch einmal Tagesfahrt mit dem Bus bis Bad Harzburg. Im “Braunen Hirschen” Rehkeule an Rotkohl mit Pfanni-Klößen verdrücken - und zurück.   

 

 

Die Haut, die Haut. Überall Jucken und Kratzen. Schlangenhäutungen. Die ehemaligen hundertfachen Schuppenflechtestellen zerfallen dank der Creme von Herrn Dermatologe und Allergologe Dr.Bruns. Es bilden sich Hautneubildungen mit dem Abwurf der alten Schuppen. Es juckt überall, um das einmal schweinisch auszudrücken, wie Sau. Bei der Hautneubildung nehme ich das gesamte Sortiment der apothekischen völlig überteuerten Hautpflegemittel in Anspruch. Eincremen dort, Eincremen hier. Am Rücken auf die Mithilfe der Lebenspartnerin angewiesen, die keine Juckstellen hat. Ach, käme man doch nur aus seiner Haut heraus. Aber – es bewahrheitet sich immer wieder die Lebensweisheit: “Man kommt aus seiner Haut nicht heraus”. Im Übrigen: Die Nebenkostenabrechnung, die ich zufällig am späten Abend im Briefkasten vorfand, juckt doch auch keinen.  

 

 

Immer jährlich wieder. Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Der Tag macht mich stolz. Denke ich doch mit innerer Aufwallung an die wunderbaren Zeiten der menschlichen Ost-West Begegnungen zurück, an denen ich aktiv beteiligt war als Experte für Jugendstraffälligenhilfe und als Bildungsreferent für die Ausbildung der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den damals so genannten “Neuen Bundesländern”. Ich denke mit Freude zurück an die Psychologin Vera aus Rostock, die an der Uni Jena nach 4 Semestern ihren Doktortitel erhielt und Geschäftsführerin der “Freien Hilfe Berlin” wurde. Mein Gott, was für eine unkontrollierte Garten-Grillparty damals im Kleingarten von Pankow. Mit anschließender Fortsetzung in der Bar oben im 25.Stock des Hotels da am Bahnhof bei der Weltzeituhr. Auch denke ich immer wieder gerne an Horst zurück, einen ehemaligen Grenz-Vopo im Gebiet Sachsen-Anhalt, der immer davon überzeugt war, dass alles so sein musste, wie es war, und dass es ja keine menschlichen Verluste gab. Und – welcher Pädagoge kann schon für sich in Anspruch nehmen, dass er in seinen Seminaren eine Schweinezüchterin aus dem Sächsischen, die auch genauso im Mundbereich aussah, zur Expertin für Jugendzucht umgebildet hat. Das waren alles herrliche menschliche deutsch-deutsche Begegnungen. Auch wenn sich, wie sich später herausstellte, bei den Begegnungen und Bildungsveranstaltungen immer eingeschleuste berichtspflichtige “Stasis” als Teilnehmer und Teilnehmerinnen zugegen waren. Möchte mal wissen, was das Langesjugendamt Chemnitz mit all den von der blonden mecklenburgisch-vorpommerschen Lehrgangsteilnehmerin, die in Leipzig lebte, mit den auf dem Rabenberg im Erzgebirge aufgenommenen und dann zugespielten Video-Aufnahmen gemacht hat. Immerhin – stolzes Honorar damals: 600 DDR-Reichsmark pro Lehrgangstag.  

 

 

Nehmen wir einmal an, dass es in Zukunft in den letzten Lebensjahren an den Freitagen, Samstagen und Sonntagen keine Fussballübertragungen in den Medien mehr gäbe. Häufig auch dienstags, mittwochs, donnerstags. Was sollen die hunderttausende von älteren Menschen, die dem Fusballwochenende entgegenfiebern, dann stattdessen machen? Lasst ihnen doch das mediale Sportvergnügen, sie kommen ja selbst mit dem Arsch nicht mehr hoch –sie benötigen einfach durch mehr oder weniger qualifizierte Rufe und Beleidigungen vor den Apparaten die Partizipation an den Spielen. Sollen die Dauerkonsumenten sich alternativ etwa anmelden zum Preis-Skatturnier mit Schinkengewinn, oder soll man sie raustreiben auf die Golfplätze, um Abschlag zu üben? Auch könnten sie auf den Kleingarten-Parzellen die Schuppen wetterfest lackieren, oder im Freiwilligen Sozialen Dienst bei der Hoppendank den Gestrauchelten anständiges Verhalten beibringen. Nein, das wollen wir alles nicht!  Wir wollen verblöden vor den Fußball- Apparaten! Auch wenn der Heimatverein nur mit Mühe und einem einzigen Glückstor gegen die Hamburger von der Reeperbahn gewinnt.  

 

 

Marathon. Wie jedes Jahr Anfang Oktober laufen tausende Läuferinnen und Läufer auf dem Deich an meinem Literaturcabufffenster vorbei. Mein Respekt allen, die mitlaufen. Egal, ob Schnelle, Langsame, Junge oder Alte. Dabei frage ich mich immer wieder, jedes Jahr aufs Neue, weshalb ich nicht dabei bin. Ich war doch früher so ein hervorragender Sportler in den Disziplinen Fußball, Handball, Rugby, Volleyball, Tischtennis, Sprint und Kugelstoßen und Schnell-Wandern ohne Stöcke. War ja sogar einmal Meister im Kugelstoßen beim Leichtathletikwettbewerb der Verwaltungsschule Bremen. Auch Schach soll nicht unerwähnt bleiben. Ich könnte doch zumindest, wie die Gleichaltrigen im letzten Viertel des Lauftrosses, mich auch auf die Laufbahn begeben und mich in 7 Stunden über die 42,195 km ins Ziel quälen. Hab’ ich denn kein Durchhaltevermögen mehr, früher war mir doch auch keine Strecke zu lang und keine Kugel zu schwer. Ich betrachte meine polymultiphysioneuropathischen Beine und komme zu der Erkenntnis, dass doch alles Bewegende für mich keinen Zweck mehr hat. Ich will doch nicht direkt nach dem Start nach nur wenigen Laufmetern vom Besenwagen aufgeladen werden und später bei der Siegerehrung auf dem Marktplatz als Looser des Tages vorgeführt werden. So sitze ich trocken am Deichfenster, beobachte die Quälereien in der letzten Qualgruppe des Wettbewerbs und sage mir klammheimlich nach innen gerichtet: Warum tun die sich das an? Ist es ungebändigter Ehrgeiz, ist es der reine Narzissmus, oder einfach nur die Unfähigkeit zum Faulpelzen und Nichtstun?